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Montag, 26. November 2012

Gedichte der Natur, in Wort und Bild ...

Gestern war Totensonntag und ich habe nichts von Tod und Trauer geschrieben. Warum? Ich brauche keinen bestimmten Tag, um meiner Toten zu gedenken, und es sind nicht wenige. Meine lieben Toten trage ich im Herzen, gedenke ihnen täglich. Schon, wenn ich Natur um mich habe, entsteht eine Verbindung zu ihnen. Für mich sind die Toten, Samenkörner des Lebens, der Natur ...


Das Samenkorn

bagal_pixelio.de
Ein Samenkorn lag auf dem Rücken,
die Amsel wollte es zerpicken.
Aus Mitleid hat sie es verschont
und wurde dafür reich belohnt.
Das Korn, das auf der Erde lag,
das wuchs und wuchs von Tag zu Tag.
Jetzt ist es schon ein hoher Baum
und trägt ein Nest aus weichem Flaum.
Die Amsel hat das Nest erbaut;
dort sitzt sie nun und zwitschert laut.
Joachim Ringelnatz

Feldfrüchte

BettinaF_pixelio.de
Sinnend geh ich durch den Garten,
still gedeiht er hinterm Haus;
Suppenkräuter, hundert Arten,
Bauernblumen, bunter Strauß.
Petersilie und Tomaten,
eine Bohnengalerie,
ganz besonders ist geraten
der beliebte Sellerie.
Ja, und hier –? Ein kleines Wieschen?
Da wächst in der Erde leis
das bescheidene Radieschen:
außen, rot und innen weiß.
Sinnend geh ich durch den Garten
unsrer deutschen Politik;
Suppenkohl in allen Arten
Wolfgang Dirscherl_pixelio.de
im Kompost der Republik.
Bonzen, Brillen, Gehberockte,
Parlamentsroutinendreh ...
Ja, und hier - ? Die ganz verbockte
liebe gute SPD.
Hermann Müller, Hilferlieschen
blühn so harmlos, doof und leis
wie bescheidene Radieschen:
außen rot und innen weiß.
Kurt Tucholsky




Die Malve

Wieder hab ich dich gesehen
blasse Malve! Blühst du schon?
Dagmar Zechel_pixelio.de
Ja, mich traf ein schaurig Wehen
All mein Frühling welkt davon
Bist du doch des Herbstes Rose
der gesunkenen Sonne Kind
bist du starre, düftelose
deren Blüten keine sind.
Ludwig Uhland


Eine wunderschöne, friedliche Woche wünsche ich allen Menschen. 



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