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Samstag, 26. Oktober 2013

Was will ich eigentlich ...


... der Tag ist heute Grau und still, kein Lüftchen weht. Der Himmel ist mit Wolken zugezogen, die auch Grau sehr schwer am Himmel hängen. Es wäre nicht schlimm, wenn es mir nicht auch so Grau wäre und meine Stimmung in diesen Farbton verfallen würde. Und ich, ich suche ein farbenfrohes Thema, ein Thema was andere Menschen begeistern würde. 



Ist dieses Thema wirklich farbenfroh ... 


Wenn in hingebungsvoll gepflegten Gärten Gärtner nichts Unerwünschtes am falschen Platz wachsen lassen, kann es passieren, daß an anderem Platz das Unerwünschte spontan ins Kraut schießt.
Christa Schyboll 

Was will ich?
Sie fühlte sich grauenhaft. So müsste sich ein Boxer nach einem langen schweren Kampf fühlen. Es hatte keinen Sinn mehr gemacht. Sie hatten sich nur noch gestritten, sich gegenseitig Vorwürfe gemacht. Er hatte seine Koffer gepackt und war ausgezogen. Der Kampf schien zu Ende. Sie war zwar
erleichtert. Aber nun stand sie wieder vor dem Nichts. Alle ihre Pläne und Ziele verraucht. Wie sollte es bloß weitergehen?
Ihre Freundin war sofort gekommen. Es tat gut, jemandem alles zu erzählen. Auch ihr hatte sie die Frage gestellt: Was soll ich denn jetzt machen?
Die Freundin hatte sie lange angesehen und zugehört: „Was möchtest Du denn machen? Was ist Dir jetzt wichtig?“

Zum Abschied hatten sie sich umarmt. Die Freundin ließ sie mit dieser Frage zurück.
„Was will ICH eigentlich?“ 
Eine gute Frage, auf die sie im Moment aber nur eine Antwort hatte:
„Ich weiß nicht, was ich will … – Und im Moment will ich eigentlich überhaupt gar nichts mehr.“
Ihr Blick fiel auf den Brief, den ihr ihre Mutter am Sonntag kurz vor ihrer Abfahrt mitgegeben hatte.
Die Anschrift hatte sie selbst geschrieben, vor fast zwanzig Jahren. Als Absender die Adresse von Frau Schmidt, ihrer Berufsschullehrerin.
Mit einem Messer riss sie den Umschlag auf.
Sie erinnerte sich noch gut an den Tag, an dem Frau Schmidt mit ihnen ein „Experiment“, gemacht hatte. Frau Schmidt wollte, dass sie alle an sich selbst einen Brief schrieben. Sie sollten ihre Träume aufschreiben. Das, was sie sich vom Leben wünschten.
Sie holte das Blatt aus dem Umschlag heraus, faltete es auseinander. Und begann zu lesen. Beim ersten Satz lächelte sie überrascht.
„Was will ich eigentlich?“, stand oben auf dem Zettel.
Es war genau die gleiche Frage, die ihre Freundin ihr vorhin gestellt hatte.

Sie las weiter:

Was will ich eigentlich?
Ich will leben, auch wenn’s mal weh tut. 
Ich will alles, was ich erlebe, auskosten.
Die Freude und das Glück.
Und den Schmerz und die Traurigkeit.
Und ich will fühlen und spüren.
Und wieder ruhig werden, wenn alles im Chaos versinkt. 
Ich will immer wieder den Mut haben, neu anzufangen.
Ich will nach dem Leben suchen.
Auch, wenn ich das Gefühl habe, es ist irre weit entfernt. 
Ich will leben, auch wenn es weh tut. 

Sie legte das Blatt auf den Tisch, strich es mit den Händen glatt. Und fühlte sich ein klein wenig besser.
Ein kurzer Brief an sie selbst. Lange her, aber immer noch gültig:

Ich will leben, auch wenn es mal weh tut.
Auch jetzt wieder.
geschrieben von Nicole Alps


Wer die besten Früchte ernten will, muss auf den Baum steigen.
Wem die verbeulten genügen, der wartet darauf, dass sie herunterfallen.
Jeremy A. White


4 Kommentare:

  1. Eine sehr schöne, traurige, aber auch mutmachende Geschichte ist dies, Margot.
    Besonders hat es mir aber auch das letzte Zitat angetan! Da steckt eine Menge Wahres drin.

    Liebe Grüße
    Sonja

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    1. Hallo liebe Sonja, es freut mich, du sagst, es ist eine Mut machende Geschichte. Und ich sage dir, ich sehe es auch so.
      Und ja, in dem letzten Zitat steckt wirklich viel Wahrheit drin. Danke dir für die lieben Zeilen.
      Liebe Grüße, Margot.

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  2. Hallo Margot

    Ich bin wieder da war ein wenig stressig die letzten Wochen aber ich bin gesund und meistens munter.
    Was will ich eigentlich passt ein bisschen zu meiner momentanen Stimmung.
    Das passt ganz wunderbar.
    Vielen Dank auch für Deine Nachfrage, ob es mir gut geht. Habe ich mich sehr drüber gefreut. Und ja ich werde weiter wandern nur fehlt mir momentan ein wenig die Zeit. Aber ich gebe nicht auf ;-)

    Danke nochmal
    wünsche Dir einen schönen Tag fühl Dich aus der Ferne gedrückt
    Liebe Grüße
    Tina

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    1. Hallo liebe Tina, es freut mich, sogar sehr, dass du dich meldest. Natürlich passt meine Geschichte zu vielem ...
      Ich freue mich jedenfalls, dass du gesund und munter bist, es ist die Hauptsache. Lass bitte den Stress nicht zu sehr an dich heran ...
      Wünschen tue ich dir nur Gutes ... bis bald.
      Ganz liebe Grüße mit einem festen Drücken kommt von mir.
      Herzlichst Margot.

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