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Montag, 27. Januar 2014

Kommentare zu Markus Lanz

... gestern hatte ich einen Bericht über Markus Lanz hier eingestellt, und heute möchte ich nur einige Kommentare von http://meedia.de/internet/online-petition-fordert-absetzung-von-markus-lanz/2014/01/20.html hier einsetzen. Sie hatten sich zu diesem Thema als Erste gemeldet. 

Und über Medienblogger Stefan Niggemeier ...


Wie Markus Lanz ein paar Mal bei der »schönsten Linken aller Zeiten« einhaken musste

Stefan Niggemeier
Es gab dann in der Sendung von »Markus Lanz« gestern zum Beispiel den Moment, als die stellvertretende Vorsitzende der Linken, Sahra Wagenknecht, dem Moderator Markus Lanz erklären wollte, warum sie die Europäische Union »weithin undemokratisch« nennt, was Lanz eine Ungeheuerlichkeit fand.

Wagenknecht: Ich hab doch im Europäischen Parlament gesessen, fünf Jahre. Ich hab –
Lanz: Was haben Sie da gemacht, eigentlich?
Wagenknecht: Ich habe erlebt — Ich habe im Ausschuss für Wirtschaft und Währung gesessen.
Lanz: Ja.
Wagenknecht: Zum Beispiel in diesem Ausschuss –
Lanz: Was verdient man da?
Wagenknecht: Man verdient das gleiche wie im Bundestag, aber das –
Lanz: Wieviel? Wieviel verdient man da?
Wagenknecht: Ich glaube, zur Zeit sind das im Europäischen Parlament 7000 Euro oder so.
Lanz: Kriegt man im Monat.
Wagenknecht: Aber ich wollte Ihnen eigentlich was darüber erzählen, wie Lobbymacht funktioniert.
Ja, aber wer will das schon hören?
Lanz warf ihr dann später noch vor, dass er gar nichts davon mitgekriegt hätte, was sie im Europaparlament gemacht hat. Und dass in Europa ja wohl trotzdem noch Sachen schieflaufen, obwohl sie da Abgeordnete war.
Es war, als würde man versuchen, eine inhaltliche Diskussion mit einem Sechsjährigen zu führen, der als Argumente zweihundert Fleischbällchen in Tomatensoße hat und bereit ist, jedes einzelne abzufeuern.
Lanz hatte Wagenknecht unter anderem damit begrüßt, dass sie »schönste Linke aller Zeiten« genannt worden sei. Dann las er weiter von seiner Karteikarte vor:
Richtig gefährlich allerdings wird’s erst, wenn einen Gregor Gysi lobt. Das hat er in letzter Zeit so oft gemacht, dass sie jetzt prompt nicht Fraktionsvorsitzende geworden ist. Und vielleicht hat sie deshalb jetzt im Bundestag sogar den Papst zitiert, weil gegen Gregor Gysi nur noch der liebe Gott und vielleicht der Erzengel Sigmar Gabriel helfen kann.
Zum Einstieg in den politischen Teil der Diskussion fragte Lanz Wagenknecht:
Lanz: Wie ist das eigentlich für Sie, wenn Sie da jetzt im Bundestag sitzen und so nach links und rechts gucken — wobei: Links ist ja nix mehr, da sitzen Sie ja schon. Aber auf die andere Seite. Kriegt man da Minderwertigkeitskomplexe, wenn man diese Riiiiiesenkoalition sieht und dann ist man daneben so klein — und Gregor Gysi nur 1,50 groß?
Lanz hatte Wagenknecht eingeladen, um sie nicht zu Wort kommen zu lassen. Sie sollte anscheinend keinen Satz und keinen Gedanken zuende bringen. Zur Verstärkung und als Testosteron-Booster hatte er Hans-Ulrich Jörges eingeladen, den Politik-Clown vom Dienst beim »Stern«. Die beiden hatten sich offenbar vorab zu einem Wettbewerb verabredet, wer Wagenknecht schneller, lauter und dümmer über den Mund fährt. Die Strategie von Jörges war dabei, die tatsächlichen Aussagen Wagenknechts durch Pappkameraden zu ersetzen und die dann mit blinder Wut zu attackieren.
Wenn Wagenknecht redete, unterbrach Lanz sie. Wenn Jörges redete, murmelte Lanz »das ist richtig«, nickte, bot ihm fehlende Prädikate an und vollendete seine Sätze.
Es ging irgendwann darum, wie die CSU die Probleme mit der Einwanderung aus Bulgarien und Rumänien instrumentalisiert, was Jörges falsch fand, aber richtig.
Wagenknecht: Indem man billige Ressentiments schürt, löst man das Problem nicht. Es gäbe andere Wege, das zu –
Lanz: Aber das machen Sie doch auch, Frau Wagenknecht.
Wagenknecht: Nein.
Lanz:Doch. (zu Jörges und mit dem Finger auf Wagenknecht zeigend:) Aber das macht sie doch auch.
Wagenknecht: Wo schüren wir billige Ressentiments?
Lanz: Das machen Sie doch auch.
Wagenknecht: Wenn wir zum Beispiel über Zuwanderung reden, dann müssen wir über niedrige Löhne reden. Dann müssen wir über Scheinselbständigkeit reden. Über all das. Das sind die eigentlichen Probleme.
Lanz: Heißt das, …
Wagenknecht: Und nicht 20.000 Menschen, die aus Bulgarien …
Lanz: Da muss ich einmal einhaken.
Wagenknecht: … die teilweise auch noch hochqualifiziert sind.
Lanz: Da muss ich einmal einhaken. Das heißt, Sie unterstützen Europa uneingeschränkt? Das finden Sie gut?
(Hier beim Lesen einmal kurz innehalten, um die Fragenschärfe von Lanz angemessen zu würdigen.)
Wagenknecht: Ja, was ist Europa?
Lanz: Ja, was ist denn Europa für Sie?
Wagenknecht: Ich unterstütze …
Lanz: Sagen Sie’s mal.
Wagenknecht:… europäische Werte. Ich finde die europäische Kultur …
Lanz: Die europäische Union.
Wagenknecht: … großartig. Und ich finde die heutige Politik der Europäischen Union zutiefst falsch, weil es eine Politik ist, die vor allem große Unternehmen, große Konzerne, große Banken begünstigt und –
Lanz: Raus aus dem Euro oder drinbleiben?
Wagenknecht: Ja, das ist überhaupt nicht die Frage. Der Euro –
Lanz: Raus oder rein?
Wagenknecht: Der Euro ist jetzt — Na, rein können wir nicht, wir sind drin, und ob man ihn auflösen sollte ist, denke ich, jetzt aktuell nicht das Problem. Wir müssen nur gucken, wie wir die Europäische Krise —
Lanz: Die Frage würde ich trotzdem nochmal gerne nochmal stellen. Euro — Ja oder Nein?
Wagenknecht: Der Euro ist doch Realität. Wir …
Lanz: Für Sie, Frau Wagenknecht.
Wagenknecht: … entscheiden uns doch nicht, rauszugehen. Ich vermute …
Lanz: Nein, aber Sie haben gesagt, Sie haben die besseren Ideen. Sie haben die besseren Ideen.
Wagenknecht: Aber Sie müssen mich auch ausreden lassen …
Lanz: Ja.
Wagenknecht: … wenn Sie mir Fragen stellen und ich kann nicht antworten.
Als sich Wagenknecht zumindest sprachlich von der Formulierung im Entwurf des Europaprogramms der Linken distanzierte, wonach die EU eine »militaristische Macht« sei, fragte Lanz:
Wer hat’s denn formuliert? War’s der Gysi? Wer hat das geschrieben?
Haben Sie’s geschrieben? Oder nicht?
Lanz distanzierte sich von seinem eigenen Studiopublikum, das es wagte, Wagenknecht mehrfach zu applaudieren. Jaha, dafür bekomme man natürlich Beifall, wenn man so populistisch argumentiere, sagte Markus Lanz. Sagte Markus »Was verdient man da eigentlich im Europaparlament« Lanz.
Ich habe die Sendung, ehrlich gesagt, nicht zuende geguckt. Ich hab’s nicht geschafft.
Markus Lanz. Das ist der Mann, den das ZDF, ein öffentlich-rechtlicher Sender, regelmäßig außerhalb des Kinderprogramms über Politik diskutieren lässt. Ein Mann, für den sich die Debatte um die richtige Europapolitik auf die Frage reduzieren lässt: Europa — Ja oder Nein. Ein Mann, für den sich die Debatte um die richtige Euro-Politik auf die Frage reduzieren lässt: Euro — Rein oder Raus. Und ein Mann, der dann wütend wird, wenn sich jemand nicht zu ihm in den Sandkasten knien will, um auf seinem Niveau zu diskutieren.
Die ZDF-Zuschauerredaktion hat auf Beschwerden über die Sendung offenbar unter anderem mit dem Hinweis reagiert, Frau Wagenknecht sei mit der Auseinandersetzung »zufrieden« gewesen. Das mag sogar sein, denn sie musste nur klüger und besonnener wirken als Lanz und Jörges, um klug und besonnen zu wirken, weshalb sie außerordentlich klug und besonnen wirkte. Markus Lanz macht diese Sendung aber nicht für Frau Wagenknecht.
»In der aktuellen Sendung ist die Debatte sicherlich auch an einigen Stellen schärfer geworden als dies geplant und in der Nachbetrachtung für die sachliche Erörterung notwendig war«, formulierten die Diplomaten aus der ZDF-Zuschauerredaktion. Solche Situationen nehme der Sender »jedoch intern mit Markus Lanz gemeinsam stets zum Anlass der kritischen Analyse.«
Na, dann ist ja gut.

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