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Samstag, 8. März 2014

Das Ungeheuer ...

... ist ein russisches Märchen und ich habe schon eine ganze Weile keines mehr aufgeschrieben. Nun heute möchte ich es, denn es herrscht Frühlingsluft, das Wetter ist traumhaft schön und ich möchte in der Nacht wissen, der Mond ist ganz und es geht ihm gut. Es wird zu 45,8 % Neumond sein ... auch wenn Neumond bedeutet:

Der Neumond ist die Phase des Mondes, in der er von der Erde aus nicht sichtbar ist. Astronomisch betrachtet steht der Mond, von der Erde aus gesehen, dann in Richtung der Sonne. Wir sehen somit nur seine unbeleuchtete Rückseite, damit ist er so gut wie unsichtbar, und kann nur in sehr klaren Nächten als schwach glimmende Scheibe wahrgenommen werden, da er noch ein wenig Sonnenlicht erhält, das von der Erde reflektiert wird.
http://wiki.astro.com/astrowiki/de/Neumond

Das Ungeheuer 
Russisches Märchen 

Es war einmal ein Ungeheuer, das saß auf einem Baumstumpf und zählte mit seinen Krallen die Sterne. „Eins, zwei, drei, vier.“ Der Kopf des Ungeheuers sah aus wie der von einem Hund, der Schwanz war kahl und kräftig wie der

von einer Ratte. „Fünf, sechs, sieben.“ Die gezählten Sterne erloschen und statt ihnen erschienen schwarze Löcher am Himmel, aus denen es regnete. Und so wurde die Erde immer dunkler und nasser. 

Da war das Ungeheuer froh, da es ja ein böses Ungeheuer war und ging in ein Dorf, um auch den Menschen Böses zu tun. Vom Zählen hatte es mittlerweile genug und schon Hornhaut auf den Krallen. Im Dorf torkelte ein betrunkener Schneider durch die Straße, der das Ungeheuer erblickte und schrie: „Hilfe, ein Monster!“ Er lief auch gleich zum Mond, um ihn um Hilfe zu bitten. So kam der Mond herbei, stellte sich vor das Ungeheuer und ließ nicht mehr zu, dass es noch mehr Sterne auslöschte. Das Ungeheuer wollte mit seinen Krallen nach 
den Sternen greifen, doch der Mond stellte sich so, dass es sie nicht erreichen konnte. Wütend peitschte das Ungeheuer mit seinem Schwanz, aber der Mond stieß es erneut zurück und fletschte mit seinen Zähnen. Überall wurde es still im Wald. Der Mond versuchte, das Ungeheuer mit seinen Zähnen zu halten Dieses jedoch schnappte mit seinen Reißzähnen nach dem Mond, riss von ihm die Hälfte ab und verschluckte sie. Der verletzte Mond bäumte sich auf vor Schmerzen und zog sich hinter einige Wolken zurück. 

Nun jammerte das Ungeheuer so kläglich, das überall im weiten Umkreis die Blätter von den Bäumen fielen. In seinem Bauch nämlich tobte die abgebissene Mondhälfte hin und her und machte dem Ungeheuer mächtiges Bauchweh. Immer weiter und weiter wand sich das Ungeheuer und hatte keine ruhige Minute mehr. Schließlich lief es zum Fluss und sprang ins Wasser, um dort seine Schmerzen zu lindern. Überall spritzte die Gischt. Doch immer noch krümmte sich das Ungeheuer und die Schmerzen ließen nicht nach. 

Vom mächtigen Platschen angelockt schwammen kleine Wassernixen zum Ungeheuer. Sie starrten es an, erschraken, erblickten jedoch auch die abgerissene Mondhälfte in seinem Inneren und sprachen: „Der Mond ist da, der Mond ist da.“ Das Ungeheur wand sich nochmals in einem großen Schmerz, dann jedoch wurde es ohnmächtig, fiel hernieder und blieb regungslos liegen. Die Wassernixen jedoch ergriffen das Mondstück, das aus seinen Fängen ragte und zogen es heraus. 
Sogleich wurde der Fluss hell erleuchtet und klar, wie an einem jungen Tag im Frühling. Dem Mond hinter den Wolken jedoch wuchs nach und nach die abgerissene Seite wieder nach und schon bald zog er wieder in voller Größe über den Himmel der Nacht. Und so zeigte sich wieder einmal: 
Abgerissene Seiten kann man reparieren. 
 Text: Leo Tolstoi (gemeinfrei)


2 Kommentare:

  1. Liebe Margot,
    schon lange suche ich dieses Märchen. Ich bin Lesetante
    und wollte eben dieses Märchen vorlesen.
    Einen sonnigen Samstag wünscht dir
    Irmi

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    1. Liebe Irmi,
      es freut mich, dass du nun nicht mehr suchen musst. Und als Lesetante machst du mit diesem Märchen nichts falsch. Viel Erfolg!
      Ein schönes Wochenende, liebe Grüße, Margot.

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