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Sonntag, 22. Juni 2014

Der Kranich und das Füchschen ...

Aus der nachfolgenden Fabel von Zentralasien lerne ich, es kommt nicht darauf an, wie klug ich von den anderen Menschen eingestuft werde. Für mich ist es wichtig, dass ich mir helfen kann, wenn es darauf ankommt. Wem nützen die vielen Schlauheiten, wenn ich mir einfach nicht helfen kann und das Nachsehen habe, wenn es wirklich darauf ankommt.

Der Kranich und das Füchschen

Ein Kranich und ein Füchschen waren Freunde. Als die beiden Freunde zusammengingen, wurden sie von Jägern verfolgt. Als der Kranich diese kommen sah, sprach er zum Füchschen: »Uns verfolgen Menschen. Wohin sollen wir gehen?« Der Fuchs sprach: »Ich habe zwölf Schlauheiten, ich werde die Rettung schon finden, lass uns alle beide in meine Höhle kriechen.« Der Kranich stimmte seinem Freunde bei und kroch mit dem Fuchs zusammen in die Höhle. Die Menschen waren ihrer Spur gefolgt und gruben ihnen nach. Der Fuchs wusste sich nicht zu helfen und fragte den Kranich: »Wieviel Schlauheiten hast du denn?«

»Nur eine einzige«, sagte der Kranich. Darauf fragte er den Fuchs: »Wieviel Schlauheiten hast du denn, Fuchs?« Der Fuchs sprach: »Sechs sind mir noch geblieben.« Als die Menschen bis zur Hälfte ausgegraben hatten und das Füchschen keine Rettung gefunden hatte, fragte es den Kranich: »Ist dir keine Schlauheit zugekommen?« Der Kranich sprach: »Ich habe immer nur noch eine Schlauheit.« Das Füchschen sprach: »Drei sind mir nur noch geblieben.« Die Menschen gruben, und als sie ganz nahe gekommen waren, und als das Füchschen festsaß, fragte es den Kranich: »Ach, Freund, ist dir keine Schlauheit zugekommen?« Der Kranich sprach: »Ich habe immer nur eine Schlauheit.« Nachdem der Kranich so gesprochen, tat er, als ob er tot daläge. Als die Menschen sie erreichten, sagten sie: »Der Fuchs hat einen Kranich gefangen, nehmt ihn und werft ihn beiseite.« Als sie den Kranich fortgeworfen hatten, breitete dieser, der nur eine Schlauheit hatte, die Flügel aus und flog davon; den Fuchs, der zwölf Schlauheiten hatte, töteten sie und zogen ihm das Fell ab.

Anstatt viel zu sein und Kehricht, sei nur wenig und sei Kunst.

Zentralasien

Zu dieser nachfolgenden Geschichte fällt mir ein, auch ich habe schon solche Gedanken gehabt, wenn ich etwas nicht gefunden habe. Hinterher schäme ich mich, über solch unmöglichen Gedankengänge ...

Der Axtdieb

Ein Mann fand eines Tages seine Axt nicht mehr. Er suchte und suchte, aber sie war verschwunden.
Der Mann wurde ärgerlich und verdächtigte den Sohn seines Nachbarn, die Axt genommen zu haben.
An diesem Tag beobachtete er den Sohn seines Nachbarn ganz genau.
Und tatsächlich: Der Gang des Jungen war der Gang eines Axtdiebes. Die Worte, die er sprach, waren die Worte eines Axtdiebes. Sein ganzes Wesen und sein Verhalten waren die eines Axtdiebes.
Am Abend fand der Mann die Axt durch Zufall hinter einem großen Korb in seinem eigenen Schuppen.
Als er am nächsten Morgen den Sohn seines Nachbarn erneut betrachtete, fand er weder in dessen Gang, noch in seinen Worten oder in seinem Verhalten irgendetwas von einem Axtdieb.


Ich finde, manchmal ist man sehr ungerecht in seinen Gedanken. Man sollte mit seinen Verdächtigungen wirklich nicht zu schnell sein, man spart sich das Schamgefühl.


3 Kommentare:

  1. Oh ja, ich erkenne mich auch ein bisschen in der zweiten Geschichte.
    Wenn ich etwas nicht finde, ist es zuerst immer mein armer Mann schuld...
    Aber zum Glück nimmt er es mit Humor.^^

    Liebe Grüße
    Sonja

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    1. Sonja, es freut mich, ich sage es ohne Schadenfreude, schön dass es anderen Menschen auch so geht. :-)
      Wünsche dir einen schönen Sonntag. Liebe Grüße, Margot.

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